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Eingeschränkter Dienstbetrieb im Rathaus

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aufgrund mehrerer Personalausfälle ist im Rathaus derzeit nur ein stark eingeschränkter Dienstbetrieb im Bereichdes Gewerbe-, des Ordnungs- und des Straßenverkehrsamtes möglich. Es kann zu längeren Bearbeitungs- und Wartezeiten in der Sachbearbeitung kommen. Sachverhalte werden ausschließlich nach Dringlichkeit abgearbeitet. Bei Angelegenheiten, die das Standesamt betreffen, wenden Sie sich bitte bis auf Weiteres an die Stadt Herrieden (Terminvereinbarung unter 09825/808-29 - siehe dazu auch separate Meldung).

 

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Rückblick auf ein facettenreiches Musikerleben

icon.crdate13.03.2024

Rainer Arnold seit fast 60 Jahren als Musiker unterwegs.

Seit fast 60 Jahren ist Rainer Arnold in der mittelfränkischen Tanzmusikszene aktiv.

Er kann heute über ein erlebnisreiches Musikerleben und ein Stück Zeitgeschichte berichten. Bereits mit 16 Jahren stieg er 1966 als Akkordeonspieler bei der damaligen Bechhöfer Schützenkapelle ein, nachdem er vorher sechs Jahre auf diesem Instrument bei der Bechhöfer Musiklehrerin Ursula Langer ausgebildet worden war. Sein erster Auftritt führte ihn in den Saalbau Müller nach Burk, wie er sich heute erinnert. Es folgten zahlreiche Schützenbälle in der Region, die die Musiker auf Instrumenten absolvierten, die vom Verein gestellt waren.

Nebenbei schloss Rainer Arnold die Mittelschule in Feuchtwangen ab, wo er jahrelang der Redakteur der Schülerzeitung war. Dann erlernte er den Beruf des Industriekaufmanns in einer Bechhöfer Pinselfabrik. 1968 trat Rudolf Krauth an Rainer Arnold heran und schlug die Gründung einer neuen Tanzkapelle vor: Mit dem Namen „Die Teddies“ verband das Publikum über Jahrzehnte große Tanzveranstaltungen in der ganzen Region. Zur Urbesetzung gehörten noch Wolfgang Azendorf und Willi Gilcher, welche beide bereits verstorben sind. Arnolds Schwager Heinz Holzmeier machte sich jahrelang als Saxofonist und Sänger verdient. Als „16-jähriger Jungspund“ half Evert Fraterman aus Ansbach am Schlagzeug  aus. Volker Dorn spielte ebenso als Drummer wie Rainer Böhm.

Auch wenn sich die Besetzungen von Zeit zu Zeit änderten und auch Rainer Arnold mitunter berufsbedingt kürzertreten musste – die Musikgruppe „flammte immer wieder auf“, wie Arnold heute zurückblickt. Was hat sich in den vergangenen Jahrzehnten in der Tanzmusikszene geändert? Auf diese Frage stellt der Vollblutmusiker zunächst fest, dass es früher viel mehr Tanzveranstaltungen als heute gab. Diese fanden ausschließlich am Abend und in vielen Orten statt. Zum Beispiel veranstaltete einst jede Abteilung des TSV in Bechhofen ihren eigenen Faschingsball – die Plätze waren sehr begehrt und die Karten schnell vergriffen. Ebenso steht es um die meisten Säle, Gaststätte und Veranstaltungshallen, wo die Bälle stattfanden: Sie sind verschwunden oder bedeutungslos geworden, wie Reiner Arnold mit einer gewissen Wehmut feststellt.

Da er sich später als Kaufmann für Pinselzubehör selbstständig machte und deshalb viel auf Geschäftsreisen war und in der Ballsaison alle Wochenenden voll belegt waren, musste seine Familie oft auf ihn verzichten. Sein Frau Irene stellt jedoch klar, dass sie das zeitaufwendige Hobby ihres Mannes nicht nur geduldet, sondern immer voll unterstützt habe: Zu den bis zu über 100 Auftritten pro Jahr kamen zudem auch noch die Proben. Die Musikerfrauen waren gerne beisammen und die Großeltern hüteten abends mitunter die beiden Söhne – heute sind sechs erwachsene Enkelkinder hinzugekommen. Kennengelernt hat sich das Paar übrigens dort, wo es sich für einen Tanzmusiker gehörte: auf dem Kirchweihtanz in Leutershausen.

Für einen vielbeschäftigten Musiker war es im Jahr 1971 gar nicht so leicht, einen Hochzeitstermin zu finden, verrät das Ehepaar heute schmunzelnd:  Sie hatten sich einen Samstag in der Passionszeit ausgesucht, da damals in diesen Wochen vor Ostern keine Tanzveranstaltungen stattfanden. Doch der Bechhöfer Pfarrer weigerte sich, die Trauung zu diesem Datum durchzuführen: Es war damals nicht üblich, in der Fastenzeit Hochzeit zu halten. Doch dieser Entscheidung wollte das junge Paar sich nicht beugen und wandte sich an den Pfarrer von Elpersdorf, wo Rainer Arnolds Vater herstammte: Dr. Klaus Leder, der spätere Feuchtwanger Dekan, sagte schließlich zu, den Musiker außerhalb der Ballsaison zu trauen.

Neben der Musik zählten das Fußballspiel und Tennis zu den Hobbys von Rainer Arnold. Sein persönliches Highlight in seinem langen Tanzkapellenleben war 1987 die 25-Jahr-Feier der Handballer des TSV Ansbach anlässlich der Deutschen Meisterschaft in der Orangerie der Rezatstadt. In den 1990er Jahren holten sich die Teddies internationale Verstärkung: Der in Ansbach wohlbekannte Amerikaner Allan Aho spielte Saxofon und der Russe Valerie Romanov Gitarre; als Sängerin fungierte Rita Kultuklu.

Mit zunehmendem Alter der Musiker firmiert seine Truppe heute unter dem Namen „Rentnerband“ und könnte jüngst ihren 200. Auftritt absolvieren. Zum Repertoire gehören Schlager der 1950er und 60er Jahre – der jüngste Titel ist „Mendocino“ von 1972. Die Kapelle tourt durch ganz Mittelfranken. Neben regelmäßigen Auftritten in Herrieden-Schernberg kann man sie in Weißenburg, Rothenburg, Nürnberg oder Erlangen erleben. Von einem schweren Schlaganfall vor fünf Jahren sind Rainer Arnold motorische Störungen geblieben, sodass er selber nicht mehr aktiv mitspielen kann. Er ist jedoch der Kopf der Rentnerband geblieben und managt deren Auftritte. „Es war ein harter Weg zurück ins Leben“, gibt Reiner Arnold preis.

Heute spielt die Rentnerband zu dritt: An der Bassgitarre Georg Binder, an der Rhythmusgitarre Rainer Frank und am Keyboard Claus Schönfelder, wobei jeder singe. Reiner Arnold betont, dass er sich mit der „Midi-Files-Mentalität“ nicht anfreunden könne: Viele Duos sängen heute nur noch, die musikalische Untermalung erzeuge das Gerät automatisch. Die Rentnerband habe lediglich das Schlagzeug ersetzt – „aber sonst ist alles live“, wie Arnold stolz feststellt.

Text: Johannes Flierl